Igel sind viel unterwegs und finden in naturnaher Landschaft genug Nahrung. In einem Lebensraum mit Hecken, Sträuchern, Totholz, wild wuchernde Ranken und Laubhaufen ist ihr Tisch reich gedeckt. Im Normalfall ist es daher nicht nötig Igel zu füttern. Sie finden ein vielfältiges Angebot an Käfern, Larven von Nachtschmetterlingen und anderen Insekten. In folgenden Ausnahmefällen kann es sinnvoll sein Igeln zusätzliches Futter anzubieten:
Zufüttern im Frühling …
Nach dem Winterschlaf sind Igel ausgehungert und benötigen viel Nahrung, um wieder zu Kräften zu kommen. Bei mildem Frühlingswetter finden sie genügend Insekten. Ist das Wetter allerdings sehr unbeständig und der Boden noch gefroren, brechen für die Insektenfresser magere Zeiten an: Ihr natürlicher Speiseplan ist nur spärlich bestückt, die Futtertiere fehlen.
… und Herbst
Im Herbst kann noch einmal eine Durststrecke anbrechen. Betroffen sind vor allem Igelmütter, die durch die Geburt und Aufzucht der Igelkinder viel Energie verloren haben. Auch für spät geborene Jungtiere ist es schwierig, sich vor dem Kälteeinbruch noch schnell genügend Speck anzufressen. Den brauchen alle Igel jedoch dringend für einen sicheren Winterschlaf.
In der nahrungsarmen Zeit im Frühling und Herbst kann es deshalb durchaus angebracht sein, einem Igel etwas Futter bereitzustellen. Ein flaches Schälchen im Garten mit hochwertigem Katzenfutter eignet sich hierfür prima. Achten Sie jedoch darauf, dass nicht eine Katze einem bedürftigen Igel alles wegfuttert.
Keine Milch!
Geben Sie einem Igel keinesfalls Milch. Igel haben eine Laktoseintoleranz und können Milchzucker nicht abbauen und verdauen. Sie bekommen davon Durchfall, der bis zum Tod führen kann. Daher bitte auch keine anderen Milchprodukte wie Quark oder Käse füttern.
Igel trinken Wasser wie viele andere Wildtiere, daher darf man gerne eine Trinkgelegenheit an einem flachen Gefäß einrichten. Dieses aber bitte regelmäßig reinigen und das Wasser wechseln, damit keine Krankheiten übertragen werden
Erste Hilfe im Spätherbst und Winter
Falls Sie im Spätherbst oder Winter bei Tagestemperaturen, die dauerhaft unter sechs Grad Celsius liegen, einen ausgezehrten Igel gefunden haben:
Stellen Sie dem Igel ein kippsicheres, flaches Schälchen mit frischem Wasser in seine Notunterkunft. Trinkgelegenheiten an offenen Wasserflächen sind im versiegelten Siedlungsraum oft schwer zu finden.
Als Erstnahrung eignen sich Katzenfutter, gekochtes Ei oder angebratenes, ungewürztes und nicht gesalzenes Hackfleisch. Ist der Igel sehr geschwächt, können Sie ihm mit einer Einwegspritze (ohne Nadel) warmes Wasser, Fenchel- oder Kamillentee ins Maul tröpfeln.
Kranke und verletzte Igel
Bringen Sie kranke und verletzte Igel umgehend zu einem Tierarzt.
Futter für Igel-Pfleglinge
Ein pflegebedürftiger Igel braucht viel Eiweiß und Fett. Bleibt er länger in Ihrer Obhut, sollten Sie Folgendes beachten:
- Das Futter für den Igelpflegling muss sich an seiner natürlichen Nahrung orientieren, also fett- und eiweißreich sein.
- Katzenfutter, ungewürztes gekochtes Ei, ungewürztes angebratenes Hackfleisch und gekochtes Geflügelfleisch geben dem Igel Kraft.
- Dosenfutter ohne Soße für Hunde ist auch möglich, Katzenfutter ist jedoch besser: Es ist eiweißreicher.
- Als Alleinfutter ist das im Handel erhältliche Igeltrockenfutter nicht geeignet, es enthält zu viele Kohlenhydrate.
- Keine Insekten füttern: Mehlwürmer, Schnecken und Regenwürmer schmecken gesunden Igeln prima. Sie können jedoch Parasiten übertragen und geschwächten Igeln arg zusetzen.
- Achten Sie darauf, dass das Futter Zimmertemperatur hat.
- Füttern Sie am Abend, mit Beginn der Dämmerung. Geschwächte Tiere und Jungigel sollten ständig Futter zur freien Verfügung haben.
- Auch Wasser sollte immer ausreichend vorhanden sein.
- Stellen Sie sicher, dass andere Tiere nicht an das Futter kommen.
- Achten Sie auf Sauberkeit: Entfernen Sie verstreute Futterreste und Kot, spülen Sie die Näpfe täglich heiß aus.
Das richtige Gewicht
Der Igel sollte pro Tag etwa zehn Gramm zulegen – kleinere und abgemagerte Igel vertragen auch mehr. Deshalb täglich wiegen. Ein im Herbst gefundener Jungigel muss mindestens 600 Gramm schwer sein, um den Winterschlaf erfolgreich antreten zu können.
Ein erwachsener Igel sollte möglichst 1.000 Gramm auf die Waage bringen. Ist das Mindestgewicht nach der Pflege geschafft und ist der Igel gesund, dann entlassen Sie ihn bitte so bald wie möglich wieder in die freie Natur – am besten dort, wo Sie ihn gefunden haben. Ein Igel, der nicht frisst und nicht zunimmt, muss zum Tierarzt.
Fit für den Winterschlaf
Ist das Auswildern nicht mehr möglich, weil es draußen schon Minusgrade hat und schneit, sollte der Winterschlaf an einem kühlen Ort in Ihrer Obhut erfolgen. Normalerweise reduzieren Igel die Futteraufnahme automatisch und ziehen sich in ihre Schlafhöhle zurück. Ist ihr Mitbewohner sehr gefräßig, aber gesund und ausreichend schwer (Jungigel mindestens 600 Gramm, erwachsene Igel 1.000 Gramm), reduzieren Sie erst seine Rationen und geben Sie ihm dann nichts mehr zu fressen. Nahrungsmangel signalisiert unter anderem den Tieren, sich für den Winterschlaf zurückzuziehen. Spätestens nach drei Tagen sollte es so weit sein.
Winterschlaf
In der freien Natur fallen männliche Igel normalerweise bei durchgehend fünf Grad Celsius in den Winterschlaf – Weibchen deutlich später: Sie müssen nach der Aufzucht der Jungen ihre Energiereserven stärker auffüllen und brauchen dafür länger.
Ist es draußen einige Tage lang mehr als zehn Grad Celsius warm, wacht der Igel wieder auf. Orientieren Sie sich jetzt an unseren Futter-Tipps für die nahrungsarme Zeit und entlassen Sie den Igel so bald wie möglich in die freie Natur. Sonst sind die besten Reviere schon besetzt – und der Igel wird’s erneut schwer haben, Nahrung zu finden. Vergessen Sie bitte nicht, Igel sind Wildtiere und gut an ihren Lebensraum angepasst.